Motivation
Eine Bienenstockwaage ist ein sinnvolles technisches Hilfsmittel in der Imkerei, jedoch recht teuer, wenn sie in der Anwendung komfortabel sein soll und ein breites Leistungsspektrum bietet. Solche Waagen gibt es für circa 1000 Euro und bei einigen Anbietern fallen zudem laufende Kosten an. Preiswerte Waagen gibt es für mehrere 100 Euro, deren Funktionalität ist jedoch sehr begrenzt.
Heute übliche Personen- oder Körperwaagen verfügen grundsätzlich über Eigenschaften, die sie als einfache, kostengünstige Bienenstockwaage sehr interessant machen. Wenn es gelingt, sie derart nutzbar zu machen, eröffnet sich eine kostengünstige Lösung.
Zudem bietet die Verwendung von gebrauchten Personenwaagen im Sinne von reduce-recycle-reuse (ReReRe) eine die Umwelt entlastende Anwendungsmöglichkeit.
Zielstellung
Ich möchte ausprobieren, ob und wie ich mit Hilfe einer üblichen Personenwaage das Stockgewicht ermitteln und darstellen kann.
Inhalt
Die Funktionsweisen moderner Personenwaagen sind bei den meisten Herstellern ähnlich. Die von mir verwendete Personenwaage ist von der Firma Soehnle, Typ Sharpe Sense Connect 100. Ausgewählt wurde sie aufgrund folgender Eigenschaften:
- günstiger Preis (unter 50 Euro)
- zulässiges Gewicht (180 kg)
- akzeptable Genauigkeit (100 g Schritte)
- Datenspeicherung in der Waage
- Auslesen und aufbereiten der Daten mittels App
- Datenexport aus der App
Nachteilig für den Einsatz als Bienenstockwaage sind folgen Merkmale:
- strikt zum Wiegen von Personen konzipiert
- ein Wiegen beliebiger Gegenstände ist nicht vorgesehen
- die Wiegeprozedur wird durch Betreten der Waage gestartet
- nicht für Außeneinsatz spezifiziert
- Anzeige ist nur von oben einsehbar
Die Personenwaage ermöglicht neben dem eigentlichen Wiegen auch Analysen hinsichtlich Körperfett-, Körperwasser- und Muskelanteil. Zudem können der Kalorienbedarf pro Tag und der BMI ermittelt werden. Diese Funktionen sind für eine Bienenstockwaage nicht brauchbar.
Im Normalbetrieb der Personenwaage (Bild 1) funktioniert diese entsprechend der Gerätebeschreibung. Die Gewichtsdaten werden zuverlässig registriert und können mit Hilfe der App übersichtlich dargestellt werden. Die Gewichtsdaten werden automatisch um Uhrzeit und Datum ergänzt und können problemlos im Klartext lesbar exportiert werden.
Wenn sich die Waage unter dem Bienenstock befindet können die eingebauten Batterien nicht gewechselt werden. Deshalb wurde ein externes Batteriefach mit der Elektronik verbunden (Bild 2).
Zum Auslösen der Wiegeprozedur wurde anstelle durch Betreten der Waage nach einer anderen Lösung gesucht. Die Unterbrechung und wieder Herstellung der Stromversorgung ist dazu nicht geeignet. Bei diversen Versuchen stellte sich heraus, dass das Auslösen der Wiegeprozedur auch durch eine händisch ausgeführte impulsartige Belastung möglich ist. Erfasst wird dann die Gewichtslast, welche sich unmittelbar nach dem Impuls auf der Waage befindet. Die Registrierung und Anzeige dieser Gewichtslast wird durch einen Piepton signalisiert. Der Messwert wird kurz angezeigt. Danach schaltet sich die Waage aus. Der Vorgang kann mit unterschiedlicher Gewichtslast beliebig wiederholt werden. Dieser Ablauf ist für Einzelmessungen brauchbar. Die so erzeugten Messwerte werden nicht gespeichert bzw. konnten mit der App nicht ausgelesen werden. D.h. für das Ablesen und Erfassen der Messwerte muss eine Alternative gefunden werden.
Dazu wurde die Waage auf eine Grundplatte gestellt. Auf der Oberfläche der Waage wurde eine erhöhte Plattform so gestaltet, dass darauf ein Bienenstock platziert und darunter, quasi über der Anzeige, eine Spiegelkonstruktion angeordnet werden konnte. Die Spiegelkonstruktion wurde so ausgelegt, dass die Anzeige von der Bienenstockrückseite einsehbar ist. Entsprechend dem oben beschriebenen Ablauf für Einzelmessungen kann z.B. mit Hilfe einer Smartphone Kamera die kurzzeitige Anzeige abfotografiert und somit der Messwert, die Uhrzeit und das Datum registriert werden. Nach einer weiteren Foto-Spiegelung ist die Anzeige dann lesbar. Die Anordnung der Spiegelung zur Erfassung der Gewichtsanzeige ist in Bild 3 dargestellt. Derart wurde die Waage aufgebaut und mit Hilfe einer Haushaltswaage (10 g Schritte) und vorab gewogener Wasserflaschen kalibriert. Die vorgenommenen Gewichtsänderungen waren zu- und abnehmend reproduzierbar und die Werte entsprachen gerundet denen der Haushaltswaage.